Eugen Kolb begann seine Karriere 1953 als Auszubildender beim Karosseriebauer Reutter. Er erinnert sich, dass sie in den frühen 1950er Jahren neben den 356ern auch Studebaker in Zuffenhausen montierten. "Wir waren in kleinen Gruppen organisiert, und jede hatte ihre spezifische Aufgabe - Türen, Motorhauben, Kotflügel usw. Was ich mich erinnere, ist, dass wir uns absolut keinen Materialverschwendung leisten konnten." Insbesondere arbeitete er daran, das 356 Cabriolet zu glätten und den 356 Speedster zu kreieren, der durch seine niedrigere Windschutzscheibe auffiel. Um sich weiterzubilden, nahm Kolb 1961 ein Jahr Auszeit, um in Kaiserslautern zu studieren, wo er zum zertifizierten Karosseriebaumeister wurde. "Es war eine Fachhochschule, die teilweise von der Automobilindustrie finanziert wurde. Zu dieser Zeit gab es in Deutschland nur zwei solcher Schulen."
Als er nach Stuttgart zurückkehrte, trat er in die eigentliche Firma Porsche ein und arbeitete dort unter der Leitung des Chefkarosserieingenieurs Erwin Komenda: Eugen Kolb arbeitete auch am Porsche 904. Kolb trat 1997 in den Ruhestand, nach einer Karriere, die vom 356 bis zum 996 reichte und betonte bei seinem Abgang: "Es war eine gute Zeit: Ich habe viel erlebt.“
Richard Berger war bis 2016 der Vorstand der Modellbaufirma Berger. Das Unternehmen wurde 1922 als Berger & Mössner von Julius Berger und Wilhelm Mössner gegründet. Somit konnte die Berger Modell- und Formenbau GmbH bereits auf eine langjährige Firmengeschichte zurückblicken und bereits 1932 begann die . die erste Zusammenarbeit mit Prof. Dr. hc. Ferdinand Porsche. Komenda, so berichtete Herr Berger, war an der Entwicklung der Modelle des VW Käfers ebenso beteiligt wie am Porsche 911.
Kolb: .. und um Herrn Komenda seiner Idee im Konstruktionsbüro…
Steineck: ja, von wann bis wann waren Sie dort?
Kolb: ja, die Vorgeschichte ist die, ich bin gelernter Karosserieklempner oder Spengler, sagen wir – Karosseriespengler ..und da bin ich 1953 im November .. hab ich in Zuffenhausen bei der Karosseriefabrik Reutter im Prototypenbau angefangen nach meiner Lehre.. und da war damals der … der Studebaker haben wir damals gemacht… das werden Sie vielleicht wissen, dass der Studebaker … dass die Karosserie auch vom Herrn Komenda auch stammte, allerdings das Design kam aus Amerika von dem Raimund Loewy… der Loewy hat doch auf der Zigarettenpackung.. weiß nicht, wie hat die geheißen – Lucky Strike – oder so ähnlich…
Steineck: Der Rote Punkt..
Kolb: … ja, das hat von dem Loewy gestammt… und der Loewy hat auch das Design vom Studebaker gehabt… und dann kam der Herr Komenda vor Weihnachten zu uns in die Werkstatt und hat eine Flasche Cognac gebracht und sich bedankt für die Arbeit, die wir in dem Auto da investiert haben … natürlich war das damals, zur damaligen Zeit, dass jemand eine Flasche Cognac verschenkt, das war schon was großes … und dann bin ich … haben wir noch weitere Projekte gehabt … dann hab ich einmal unterbrochen und war dann auf der Karosseriebauschule in Kaiserslautern – es gab zwei in Deutschland, in Kaiserslautern und Hamburg – und dann kam ich 1963, 1. August bin ich ins Konstruktionsbüro zum Herrn Komenda auch gekommen… der ging aber damals gleich 4 Wochen in Urlaub und dann bin ich unterstellt worden, mit dem Gruppenleiter und da haben wir damals den Typ 904 entwickelt .. und so gings dann weiter .. ja, ich war dann bis 1997 im Konstruktionsbüro tätig … nach verschiedenen Abteilungsleitern, die dann nach dem Herrn Komenda kamen…
Steineck: .. Was haben Sie für Erinnerungen an meinen Großvater?
Kolb: ..ja.. es waren sehr… ich hab ihn als lieben Mann kennengelernt .. er hat aber sich damals selbstverständlich … er hat sich um den 904 nicht so besonders gekümmert… da haben wir ja auch gleichzeitig..
Steineck: das war das eckige Auto.. ja, der hat ihm nie gefallen, dass weiß ich auch, der
911 war mehr seine Linie, oder 901.. (Kolb präsentiert Fotos und blättert im Album).
Kolb: .. ja eh, aber diese Karossen müssten eigentlich alle unter Ihrem … (zeigt auf Fotos des
356 Leichtmetall Coupe)
Steineck: ja, das sind die 356er.. die ersten..
Kolb: ja, das sind die, wo in Gmünd gemacht worden sind..
Steineck: (Foto mit 911 Prototyp) ja, hier auf dem Foto sieht
man den Porsche 901, später 911
Kolb: schaun’s einmal, (zeigt auf Komenda, zu sehen auf einem Foto des Porsche 911 mit Mitarbeiter) ob da.. doch, da ist der Herr Komenda, der ist es..
Steineck: Was haben Sie da jetzt für eine Idee zur Linie des Porsche. Ist die vom Butzi oder vom Komenda?
Kolb: Also, ich kann das jetzt nicht so 100%ig sagen, weil ich da nicht involviert war in dem Sinn . Ich kann nur so viel sagen: vor, im Museum steht ein Auto drinn, das als Vorläufer vom neuen 911 gilt oder 901 gilt. Und da hab ich noch praktisch daran gearbeitet – das durfte damals, hat man gesagt – haben wir uns gesagt, dass der Butzi das als Geschenk von seinem Vater bekommen hat, um das Auto zu entwickeln. Aber den Butzi haben wir nie bei uns gesehen, wenn, dann kamen nur die Leute von Ihrem Großvater seiner Abteilung zu uns.
Steineck: Warum hat man den Butzi nicht gesehen?
Kolb: ja.. pff.. weil das meiste in der Karosserieabteilung vom Herrn Komenda eingewickelt wurde. Die Form, das weiß ich nicht, von wem die Form gestammt hat.
Steineck: Wobei man ja sagen muss, dass die Form ja nicht neu ist..
Berger: Die ist ja vom 356er abgeleitet..
Steineck: Wie meinen Sie das?
Berger: identisch von dem, ja, ist halt eine modernere Form..
Kolb: Also, meine Kenntnis – und was man mir gesagt hat, was ich auch nicht direkt weiß, ist die – der 356er hat ja Aggregate vom Käfer, also vom VW-Käfer drinnen gehabt und wir wollten – der Motor etc. war ja ausgereizt vom VW-Käfer… und dann hat man, hieß es, dass eine neue Karosserie darauf gemacht werden soll… und das wurde dann aber in das Karosseriewerk Reutter übergeben, den Auftrag, dass die das entwickeln sollen. Zwischenzeitlich hat aber dann die Firma Porsche die Firma Reutter aufgekauft. Aber angefangen an der neuen Karosserieentwicklung haben die Konstrukteure von der Firma Reutter. Und von der Konstruktion von der Firma Porsche, vom Herrn Komenda ist einer herübergeschickt worden, um das ein bisschen zu koordinieren. Und dann sind sie draufgekommen, und haben gesagt, ja Menschens Kind – dieses Auto ist ein bisschen klein, das sollte man… schon unterm 356er ist der Versuch unternommen worden, einen 4-Sitzer zu machen. Und das eine Auto, der Vorläufer vom 911 ist auch ein 4-Sitzer gewesen… oder ist noch, das steht ja im Museum drinn …
Steineck: Und wo ist das entstanden? Auch bei Reutter? Der Vorläufer?
Kolb: Ja, also die Karosserie ist dort entstanden. (zeigt auf ein Foto des Unternehmens Reutter mit Herrn Bayerbach)
Steineck: Ist das der Herr Bayerbach gewesen, war er damals der Leiter bei
Reutter?
Kolb: Der war der Leiter, aber zu sagen hatte eigentlich mehr der Herr Sturm vom Prototypenbau, von der Karosserie, ja Musterbau haben sie geheißen… und dann sind wir also, vor 2 Jahren kriege ich einen Anruf vom ehemaligen – ja der ist noch tätig in der Firma, ist aber ein Fahrgestell-Mann, und der ging dann ins Museum und hat die alten Autos restauriert. Und der hat mich angerufen, du, wir wollen da eine Sendung machen, du warst doch da dabei.. ja, dann sag ich, was heißt dabei – ich möchte eigentlich nicht – doch, du kommst. Und dann haben wir eine Sendung gemacht in Weissach, auf dem Testgelände, das ist das kreisrunde asphaltierte, da fährt man ja so lange bis …. Und da war der Herr Linge dabei, der Herr Falk und der Herr Metzger. Der Herr Metzger vom Motor, der Herr Falk Fahrgestell und der Herr Linge als Fahrer. Und da sind wir halt auf dem Testgelände herumgefahren und dann wurden wir interviewt zu dem Auto, ja die haben mehr ihren Bereich erzählt, ich hab meinen Bereich erzählt und da kam dann die Sendung im Süddeutschen Rundfunk, ich glaube vor 2 Jahren, die Reporterin hat mir vorher telefoniert und hat gesagt, da kommt die Sendung und ich soll’s mir doch angucken, aber ich soll nicht enttäuscht sein, ich habe nur einen einzigen Satz gesagt, vom ganzen Nachmittag, den wir dort verbraucht haben.. und das war’s dann … und aber es war ja im Prinzip so, ich meine nur, also ich weiß nur, bei dem 911, dass es 2 Entwürfe gab: einen von Ihrem Opa und einen angeblich vom Butzi Porsche.
Steineck: Warum angeblich?
Berger: Also wir haben ja damals den 911 aus Holz gemacht… der war so groß (zeigt).. und dann kam Ihr Großvater und hat gesagt: jetzt gebt’s mir einmal einen Raspel her und dann hat er da den Bereich (zeigt in einem Buch auf ein Foto des 911 und beginnt neuerlich)
Berger: Also wir haben ja damals den 911 aus Holz gemacht… der war so groß (zeigt mit den Händen ).. und dann kam Ihr Großvater und hat gesagt: jetzt gebt’s mir einmal einen Raspel her und dann hat er da innen den Bereich mit einer kleinen Hohlkehle gemacht – also so machen wir das auf der anderen Seite auch und dann macht ihr es voll sauber und dann gucke ich es nochmals an und dann lackieren wir das dann – und dann haben wir das schwarz lackiert und dann sind dann immer so schwarze Fäden angeklebt wurden und dann sind diese dann in Stuttgart drinnen im Windkanal angeblasen worden und dann hat er gesagt da macht ihr noch was weg und da hat er immer so Reibkreise gemacht wo die Fäden von der Karosserie abgestanden sind, damit diese sauber anliegt.
Steineck: Hat er da an der Linie des Porsche gearbeitet?
Herr Berger: Wahrscheinlich mit, er hat oberhalb von den Kotflügel da hat er hauptsächlich, wo Wirbel entstehen, der Wirbel geht unter, dann wieder weniger Wirbel – dort wo es aufsteigt dann wieder absteigt. –aber da oben (Schreckhäg Kontur - Porsche LINIE) hat man genau gesehen – wann es abhebt und wann nicht.
Kolbe: Wegen dem Fahren ist es , wenn die Räder sich gedreht haben, dann hat es da Wirbel für Wirbel gegeben
Kolbe: Um Ihre Frage zu beantworten, ich war nicht direkt daran beteiligt, es gibt da einen Journalist von Hamburg , der Wolfgang Blaube und der hat einen Artikel über Porsche geschrieben und hat seither Hausverbot.
Quelle: Iris Steineck - Im Schatten der Legende. Die Suche nach Komendas Erbe. Copyright 2023